Mehr als je zuvor: BRK-Wasserwacht Ortsgruppe Berchtesgaden blickt auf neues Rekordjahr mit 126 Einsätzen zurück
SCHÖNAU AM KÖNIGSSEE (ml) – Die BRK-Wasserwacht Ortsgruppe Berchtesgaden hat bei ihrer Jahreshauptversammlung auf ein neues Rekordjahr mit 126 Einsätzen und 3.386 ehrenamtlichen Einsatzstunden zurückgeblickt, davon allein 863 bei Einsätzen. Nur das große Rettungsboot am Königssee war 120 Stunden, also zusammengerechnet durchgehend fünf Tage lang bei Einsätzen auf Fahrt. Vor allem durch den Tourismus-Hotspot rund um den See sind die 44 aktiven Wasserretter des Roten Kreuzes mit Schwerpunkt auf den Sommer-Monaten ganzjährig intensiv gefordert. Ortsgruppenvorsitzende Elke Schneider, der Technische Leiter, Martin Planegger und die zweite Jugendleiterin Barbara Häusser berichteten eindrucksvoll, was Ehrenamtliche in einem hoch motivierten Team gemeinsam alles schaffen können.
Mittlerweile ist die Region touristisch derart attraktiv, dass es für die ehrenamtlichen Einsatzkräfte die ansonsten „stadere Zeit“ im Spätherbst und Winter kaum mehr gibt. „Der erste Einsatz war 2022 am 1. Januar und der Letzte am 29. Dezember“, erinnert sich Planegger, für den jede Rettung rund um Königssee und Hintersee etwas ganz Besonderes ist: „Unser Einsatzgebiet hat zu jeder Jahreszeit mit unterschiedlichen Farben und Lichtstimmungen eine traumhafte Kulisse, weshalb auch so viele Menschen hier gerne Urlaub machen und immer viel los ist!“ Die Berchtesgadener Wasserwacht war 2022 bei 103 Bootseinsätzen, fünf Lebensrettungen, 13 weiteren medizinischen Notfällen, drei Vermisstensuchen, 61 Rettungen aus Gefahrenlagen ohne Verletzte oder Erkrankte, 29 Bootskrankentransporten, zwei Taucheinsätzen, drei Sachbergungen und zehn sonstigen Einsätzen gefordert. 24 dieser Einsätze fanden zusammen mit dem Landrettungsdienst des Roten Kreuzes, 20 mit der Bergwacht Berchtesgaden, 15 mit der Polizei, elf mit der Feuerwehr und acht mit einem Rettungshubschrauber statt. Besondere Einsätze, die in Erinnerung bleiben, waren zwei Wiederbelebungen auf einem Königssee-Kursboot und in der Gaststätte in Bartholomä, ein betrunkener Randalierer in Salet, der Kutschen-Unfall in der Ache, der Bergwaldbrand nach Blitzeinschlag am Viehtriebsteig Neiger, ein in die Ache gestürzter Laster mit einem anschließenden Auffahrunfall mit fünf Verletzten, der Zusammenstoß zwischen einem Zug und einem Kleinbus, der dann in die Ache rutschte, zwei größere Vermisstensuchen rund um die Almbachklamm und am Königssee-Ostufer und die Sanitätswachtdienste beim Gelöbnis der Bundeswehr auf der Hirschau und bei einer großen Veranstaltung im Aschauerweiherbad. „Würde ein Helfer das alles alleine machen, wären das in einem hauptberuflichen Vollzeit-Job fast 86 Arbeitswochen“, erklärt Planegger.
Da ein harter Kern an Aktiven den Großteil der anfallenden Arbeit leistet, sind die ehrenamtlichen Stunden neben Arbeit, Schule, Studium und Familie für jeden Einzelnen beachtlich: Von den 863 allein bei Einsätzen angefallenen Stunden sind 168 erstmals auch im Krankentransport an der BRK-Rettungswache Berchtesgaden erbracht worden; die Ehrenamtlichen hatten hier spontan mit ausgeholfen, als der Personalpool durch Corona und einen allgemein hohen Krankenstand geschwächt war und damit gewährleistet, dass auch 2022 keine einzige Rettungsdienst-Schicht wegen Personalmangel ausgefallen ist. BRK-Kreisgeschäftsführer Tobias Kurz dankte Schneider und ihrem engagierten Team für diese besondere Leistung, die weit über die eigentlichen Aufgaben im Wasserrettungsdienst hinausgeht, aber das komplexe Hilfeleistungssystem den Roten Kreuzes so effektiv und schlagkräftig macht. Kurz dankte auch den fünf Gemeinden im inneren Landkreis und explizit ihren Bürgermeistern für ihre das ganze Jahr über stetige Unterstützung.
In Marktschellenberg hat die Wasserwacht mit insgesamt 40 Stunden die Corona-Teststation betrieben und den Einheimischen damit weite Wege erspart. Die Motivation der Wasserretter war sogar so groß, dass sie 2022 bei einem Personal-Engpass beim Bäderdienst in Anger und Aufham spontan ausgeholfen hätten, damit die Bäder ohne Aufsicht nicht schließen müssen; letztlich wurden sie aber dann doch nicht benötigt. Damit im Ernstfall alles klappt, müssen die Wasserretter stets gut vorbereitet, ausgebildet und auch im Wasser fit sein, was sich in den stolzen Zahlen von 1.773 Aus- und Fortbildungsstunden, 750 Schwimmtrainingsstunden und 115 Besprechungsstunden widerspiegelt. Besondere Übungen fanden oft in Kooperation mit Partner-Organisationen statt, darunter eine Eisrettungsübung mit der Feuerwehr Bischofswiesen, ein Praxis-Tag mit der Malteser-Hundestaffel und der Feuerwehr Königssee, eine Jungend-Übung mit den Feuerwehren Bischofswiesen und Königssee in Sankt Bartholomä sowie Nacht-Übungen am Jenner-Beschneihungsweiher und am Königssee.
Die 44 Aktiven der insgesamt 1.088 Mitglieder sind vielseitig für verschiedene Aufgaben qualifiziert und überregional mit anderen Spezialisten eng vernetzt; zur Ortsgruppe gehören 17 Bootsführer, zehn Rettungs- und Bergetaucher, sieben Leiter der Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG), zwei Einsatzleiter Wasserrettungsdienst, fünf Praxisanleiter Boot, zwei Ausbilder für den Helferführerschein, zwei Erste-Hilfe-Ausbilder, zwei Wasserretter-Ausbilder, ein Digitalfunk-Ausbilder, zwei Mitglieder der Lehrgruppe Tauchen, ein Mitglied der Lehrgruppe Rettungsschwimmen, fünf Schwimmausbilder, sieben Rettungsschwimmausbilder und drei Canyon-Retter. Planegger berichtete von der stetig zunehmenden Digitalisierung und Automatisierung im ehrenamtlichen Wasserrettungsdienst, die nach anfänglichen Vorbehalten mittlerweile vor allem in der Verwaltung, Alarmierung, Dokumentation und Ausbildung sehr viel Zeit und Arbeit einspart und auch von den älteren Kameraden gerne angenommen und Dank der intuitiven Bedienung gut beherrscht wird; in naher Zukunft soll das bereits seit Jahren in der Landrettung verwendete und bewährte Nida-Pad (Notfall-Informations- und Dokumentationsassistent) auch für die Wasserwacht eingeführt werden.
Vor allem über die Anfänger-Schwimmkurse kommen Kinder zur Wasserwacht und bleiben der Organisation dann zum Teil ein Leben lang als aktive Retter oder fördernde Mitglieder treu. Die zweite Jugendleiterin Barbara Häusser berichtete von den vielen Gruppenstunden und Aktionen, die neben dem Schwimmtraining stattfanden, um die Gruppen-Dynamik der 164 Aktiven von insgesamt 366 Jung-Mitgliedern im Alter zwischen fünf und 15 Jahren zu stärken und sie nachhaltig für den Sport, fürs Helfen und den Umweltschutz zu begeistern, darunter Müllsammeln am Königssee, eine Kräuterkunde-Wanderung, ein Zeltlager am Abtsee mit den Reichenhallern, ein Kinder-Erste-Hilfe-Kurs, Weihnachtsbasteln, Wichteln und ein Christkindlstand. Insgesamt brachten die Jugend- und Gruppenleiter dabei 1.375 Betreuer-Stunden zusammen, darunter allein 909 Stunden im Schwimmtraining am Donnerstag. 28 Jugendliche absolvierten in 36 Stunden den Jugend-Wasserretter-Lehrgang, den sieben Ausbilder der Ortsgruppe mit viel Praxis und Spaß gestalteten, um den Nachwuchs auf die zukünftige Aufgabe im Wasserrettungsdienst vorzubereiten. Wichtige präventive Jugendarbeit im Kampf gegen den Etrinkungstod leistet die Wasserwacht neben dem Ferienprogramm in den Gemeinden seit Jahrzehnten auch beim Schulschwimmwettbewerb – neun Helfer rund um Urgestein Gerhard Däuber haben die Grund- und Mittelschule Berchtesgaden 14 Tage lang während der Schulschwimmwoche unterstützt und 72 Stunden zusammengebracht; die Wasserwacht-Rentner helfen auch unter der Woche im Schwimmunterricht immer wieder mit, da zu wenige Lehrer die notwendige Qualifikation haben. Insgesamt nahm die Wasserwacht 2022 bei Kindern und Jugendlichen 66 Seepferdchen und 84 Schwimmabzeichen in Bronze (56), Silber (25) und Gold (3) ab.
„Die Berchtesgadener Wasserwacht ist wie eine große Familie, die füreinander und für andere Menschen einsteht und zusammenhält“; Schneider erinnerte deshalb in ihrem Rückblick neben einer Kameraden-Hochzeit und einer Geburt auch an die 2022 verstorbenen „Wasserwacht-Papas“ Franz Klapfenberger und Anton Auer. Die gute Stimmung, die außergewöhnlich hohe Motivation und die enorme Solidarität in der BRK-Gemeinschaft resultieren aus vielen kameradschaftlichen Treffen und Veranstaltungen, die den wichtigen Gegenpol zum manchmal auch sehr ernsten und belastenden Dienst schaffen, bei dem es auch immer wieder um Leben und Tod geht. Highlights waren neben mehreren saisonalen und anlassbezogenen Festen eine stimmungsvolle Fackel-Wanderung, ein Adventsmarkt-Stand in Marktschellenberg und der Besuch von zwei Kindern, deren Gas-Luftballon es bis zum Königssee geschafft hatte. Vom Ostufer Gerettete aus der Schweiz bedankten sich mit Schokolade aus ihrer Heimat bei den Ehrenamtlichen, und das mit rund 400 Gästen gut besuchte Wasserwacht-Benefiz-Konzert des Gebirgsmusikcorps der Bundeswehr war neben den langen Bade-Nächten im Schornbad nach der Corona-Pause ein voller Erfolg.