BRK-Wasserwacht warnt: Der Schein trügt – Eisflächen auf heimischen Gewässern tragen noch nicht!
BERCHTESGADENER LAND (mp/ml) – Die ehrenamtlichen Einsatzkräfte der BRK-Wasserwacht warnen: Die kurzen Tage und die vor allem nachts anhaltenden Minusgrade haben dazu geführt, dass sich auf einigen kleinen Weihern und Seen im Landkreis bereits eine dünne Eisschicht gebildet hat; wirklich zugefroren sind jedoch noch keine Gewässer, auch der durch die Berge und die tiefstehende Sonne die meiste Zeit schattige Hintersee fängt erst langsam an, eine dünne Eisschicht zu bilden, die aber noch lange nicht tragfähig ist. „Konkret bedeutet das, dass Lebensgefahr besteht, wenn man sie betritt und ins eiskalte Wasser einbricht. Auch wenn das Eis vermeintlich dick und stabil aussieht, erkennt man die tatsächliche Stärke und die damit verbundene Tragfähigkeit äußerlich nicht“, erklärt Kreis-Wasserwacht-Vorsitzende Sabrina Schauer. „Nur nach einer Bohrung und Messung der Eisdicke und Konsistenz kann man besser abschätzen, ob es einen Menschen wirklich tragen würde, wobei auch lokal weitere Risiken durch eingeschlossene Luftblasen oder unterirdische Zuflüsse die Stabilität stark variieren lassen“, weiß der Technische Leiter der Kreis-Wasserwacht, Christoph Scharf, aus langjähriger Erfahrung.
Tödliches Risiko – wie Eingebrochene im Eiswasser sterben
Im eiskalten Wasser kann sich ein Eingebrochener wegen der verlangsamten Nervenreize und der schwindenden Muskelkraft innerhalb weniger Minuten kaum mehr koordiniert bewegen und festhalten, weshalb man auch nur wenige Meter vom Ufer entfernt bei zunächst noch vollem Bewusstsein versinkt und ertrinkt; durch Wasser in Nase und Rachen entsteht zunächst ein Schock-Reflex, der erst mal den Atemweg verschließt; der Kälteschock löst dann reflexartig einen tiefen Atemzug aus, der unter Wasser zum Ertrinken führt oder an der Oberfläche in eine unkoordinierte und panische Atmung mit Hyperventilation übergeht und dann bei völliger Erschöpfung zur Bewusstlosigkeit führt – der Eingebrochene versinkt dann und stirbt.
Die BRK-Wasserwacht gibt im Landkreis generell keine Eisflächen zum Betreten frei. Die ehrenamtlichen Wasserretter des Roten Kreuzes betreiben aber in Bad Reichenhall, Berchtesgaden, Freilassing und Laufen mobile Schnell-Einsatz-Gruppen (SEG´n), die auch in Corona-Zeiten rund um die Uhr für den Wasserrettungsdienst im Landkreis verantwortlich zeichnen und zusammen mit den örtlichen Feuerwehren und dem Land- und Luftrettungsdienst ausrücken, wenn man bei einem Eisunfall die Notrufnummer 112 wählt. „Die beste Rettung ist aber die, die durch Vorsicht erst gar nicht benötigt wird! Wir sind ehrenamtlich und können nicht überall durchgehend vor Ort sein und auf die Menschen aufpassen – es wäre daher super, wenn die Leute gegenseitig aufeinander achten und Andere ansprechen und warnen, die riskant Eisflächen betreten. Bei einem Einbruch lieber sofort und einmal mehr den Notruf wählen und nicht vorab versuchen, die Situation selbst zu lösen und unter hohem Risiko einen eigenen Rettungsversuch ohne koordinierte Hilfe zu starten“, warnt Schauer. Die Eisregeln gibt es hier als Poster zum Download.
Die BRK-Wasserwacht empfiehlt folgende Regeln für den Ernstfall:
- Laut um Hilfe rufen.
- Auf jedem Fall vermeiden, dass man unter das Eis gerät.
- So wenig wie möglich bewegen, um möglichst wenig Körpertemperatur zu verlieren.
- Sofort koordinierte Hilfe über die Notrufnummer 112 anfordern und immer wieder dort Bescheid geben, wie sich die Situation entwickelt und durch weitere Informationen verändert.
- Den Eingebrochenen beruhigen und Hektik vermeiden.
- Nur mit Hilfsmitteln wie an den Gewässern oft vorhandenen Rettungsringen, Leitern, Eisrettungsschlitten, Stangen und zur Not auch Ästen oder einem Abschleppseil den eingebrochene indirekt absichern, aber niemals direkt die Hand geben, da man dann selbst in Wasser gezogen wird.
- Nur zur Rettung ans eisige Wasser gehen, wenn man selbst über einen weiteren Helfer mit einem Seil gesichert ist.
- Den Verunfallten an Land bringen und je nach seinem Zustand helfen; einen Bewusstlosen unbedingt in die stabile Seitenlage bringen und mit einer Rettungsdecke vor der Kälte schützen; bei fehlender Atmung und nicht vorhandenem Puls mit der Wiederbelebung beginnen, bis Notfallsanitäter und Notarzt übernehmen.
Eisflächen auf natürlichen Gewässern variieren in ihrer Tragfähigkeit sehr und können auch von Experten nur bedingt zuverlässig eingeschätzt werden. Wer dennoch Wintersport auf dem Eis treiben möchte, sollte grundsätzlich nur an bewachten Gewässern und nie allein auf das Eis gehen sowie auf die Warnungen der örtlichen Behörden, der lokalen Medien und Hinweis- und Verbotsschilder vor Ort achten. Als Naturschutz-Organisation bittet die BRK-Wasserwacht die Menschen auch, mit ausreichend Abstand auf wilde Tiere an den Gewässern Rücksicht zu nehmen und sie in den für sie anspruchsvollen Winter-Monaten nicht unnötig zu stören und aufzuschrecken, da sie weniger Nahrung finden, mit ihren Kräften haushalten müssen und häufige Störungen ihren Tod bedeuten können, wenn viele Menschen am See unterwegs sind. Gut gemeinte Rettungsversuche für vermeintlich in Not geratene Tiere sollten immer vorab mit Experten abgesprochen werden und stressen die Tiere oft mehr, als sie ihnen nutzen, da Gefieder und Fell einen extrem guten Schutz vor Eis und Schnee bieten.